Mittwoch, 9. November 2011

Off Topic

Off Topic, ja, aber nur wenn man denn den Blogtitel streng beachten möchte. Nun, ich bin ja kein Schreiner sondern, wie der Titel meines Blogs besagt, ein "Holzbastler". Eigentlich bin ich ja Software Entwickler, wie so einige der anderen Holzwürmer hier in der Bloggergemeinde auch. Demnach scheint das feierabentliche Werkeln mit Holz ein willkommener Ausgleich zum Designen und Entwickeln von Software zu sein.
Glücklicherweise bin ich nicht mehr gezwungen in meinem Beruf zu arbeiten weil ich vor mittlerweile 8 Jahren einen total anderen Weg eingeschlagen habe. Software entwickeln ist toll solange man nur das Ziel vorgeschrieben bekommt und nicht bis ins letzte Detail das technische Umfeld diktiert bekommt und das auch noch aus irgendwelchen innerbetrieblichen politischen Beweggründen und von überragend unfähigen Vorgesetzten.
Dieser Post mag einige von meinen Lesern überraschen aber er lässt sich sicher aus dem Software Bereich auf andere Berufe übertragen und ich möchte ganz locker darüber schreiben, dass es immer eine Möglichkeit geben wird etwas aus seinem Leben zu machen OHNE, dass man unbedingt nur die materielle Vervielfältigung vor Augen haben muss. Ich verdiene heute gerade Mal soviel wie vor 15 (!) Jahren, bin aber wesentlich zufriedener. Hui sagen jetzt einige und haben meine Werkstattbilder vor Augen mit all diesen Festool Sachen und den anderen neuen Maschinen! Ich verrate es Euch! Einmal Kompaktwagen anstatt Mittelklassewagen und 7 Jahre nichts, aber auch rein gar nichts kaufen was nicht gerade nötig ist!
Das Lustige an dem ganzen Wandel ist, dass ich meinen Beruf zum Hobby machen konnte und mein ehemaliges Hobby, die Musik, zum Beruf mit dem Resultat, dass ich zwar lieber als je Software entwickle, selbst aber keine Zeit mehr habe zum Musizieren. Ich habe über die letzten 5 Jahre das komplette Warenwirtschaftssystem für den Betrieb entwickelt in dem ich arbeite und an dem ich Teilhaber bin und kann, mit steigender Automatisierung der Prozesse im Betrieb immer mehr Zeit locker machen für mein holziges Hobby welches eigentlich mein heutiger Beruf sein sollte, hätte ich denn damals die Wahl gehabt. Hat man eigentlich nicht immer die Wahl? Nein! Das Perverse an dem ganzen Verlauf der Dinge ist ... Soll ich das wirklich jetzt schreiben? Bitte nimmt mir das jetzt nicht übel! Ich probiere es so auszudrücken, dass es nicht überheblich klingt. Ich war zu gut in der Schule um "nur" einen Beruf zu lernen. Scheiße!!! Ich WOLLTE Schreiner werden, hatte aber immer zu gute Noten um "nur" eine Berufsausbildung zu machen und bin somit durchmarschiert durch die Elektrikerschulung, dann Gymnasialabschluß und anschließendem Studium als Softwareingeniööör! So, das war jetzt sehr persönlich, aber ich möchte das mit euch teilen! Nein, nicht, dass Softwareentwicklung Kacke sei, aber das Umfeld muß stimmen, was bei mir leider nicht der Fall war. Es juckte eigentlich immer unter den Fingern etwas manuelles zu machen, etwas Reelles zu produzieren.
Jetzt habe ich meinen unterdrückten Berufswunsch zum Hobby gemacht und hoffe, dass ich das geliebte Werkeln mit Holz ungezwungen und noch lange Zeit ausleben und mit euch teilen kann!

5 Kommentare:

  1. Hallo Marc,
    ich ziehe den Hut vor Deiner Entscheidung. So wie es sich anhört, war es aber die richtige Entscheidung, denn Du schreibst, dass Du zufriedener bis als vorher - darum geht's und nur darum geht es!
    Weiterhin viel Spaß und Zufriedenheit.
    Liebe Grüße von der Elbe
    Kai

    AntwortenLöschen
  2. Du machst das genau richtig!

    Es braucht Mut, um aus der Reihe zu tanzen, denn die meisten Leute streben die andere Richtung an (von der Werkstatt ins Büro). Das sieht man nur schon an den möglichen Ausbildungen. Es ist sehr schwierig "im Nachhinein" etwas Handwerkliches zu lernen, aber jeder schafft der Quereinstieg über irgendwelche Kurse in die IT. Neben dem Mut muss man sich auch finanziell einschränken können und wer kann das heute noch?

    Meine Freundin und ich haben auch lange über das Thema nachgedacht. Resultat: Wir arbeiten beide "nur" noch 80% in unserem gelernten Job und die restliche Zeit verbingen wir mit den Hobbies, die uns Spass machen. Der Neid der Leute ist allerdings schnell weg, wenn man erklärt, dass man dann auch 20% weniger verdient ;-)

    Vorerst sind wir glücklich, aber das Thema ist noch nicht abgeschlossen...

    AntwortenLöschen
  3. Seit ich einer reinen Büro Tätigkeit nachgehe, ist mir die Arbeit in meiner Werkstatt umso wichtiger. Es ist ein sehr guter Ausgleich und man sieht, dass man etwas reales macht, statt nur mit Zahlen zu jonglieren. Das Hobby zum Beruf zu machen, gelingt denke ich nur ganz wenigen Menschen. Wie du sehr deutlich schreibst, ist da ja noch die finanzielle Seite. Ich kann mir gut Vorstellen, dass ein zum Beruf gemachtes Hobby schon gleich weniger Spaß macht, wenn der finanzielle Druck dahintersteht. Von daher ziehe auch ich den Hut vor deiner Entscheidung.

    AntwortenLöschen
  4. Danke, danke und danke für die Kommentare. Es gibt sicher viele Leute die ähnlich denken aber nur wenige die auch so handeln weil es sich ja gesellschaftlich nicht gehört "abzubauen" aber es lohnt sich für den frei denkenden Menschen allemal es trotzdem zu tun. Ich hatte auch den Schritt über die 80% Tätigkeit gewagt um zu probieren wie es sich "anfühlt". Mit Disziplin klappt das ohne große Einschnitte wenn man sich bis dahin mit derselben Disziplin immer vom finanziellen Limit fern gehalten hat.
    Mein Holzbastlerhobby soll jedenfalls ein Hobby bleiben obwohl es doch schön wäre mal hier, mal da ein kleines Taschengeld damit zu verdienen, sei es nur um die Werkstatt aufzurüsten. Es soll aber nie zu einem Zwang werden.

    AntwortenLöschen
  5. Hi Marc,

    ich kann mich richtig in deinem Text weiderfinden. Ich bin IT-Consultant man könnte es auch Business Kasper nennen. Ich wollte immer Schreiner werden aber war auch "zu gut" in der Schule und die Angst bei IKEA Küchen zu montieren war zu groß, also folgte IT-Ausbildung und Studium. Und nun hänge ich da und wünschte ich könnte etwas materielles und versuche es im Hobby auszuleben. Das schön am Handwerk gelerntes Wissen ist anwendbar und man wird immer besser. Gerade in der IT ist das hart erlernte Wissen von heute morgen evlt. schon für die Tonne... Auf ein freudiges "basteln" wir sind nicht allein ;) Grüße Florian

    AntwortenLöschen